Die Meere der Welt sind voll mit Müll – im Wasser, am Strand, am Meeresgrund. Mehr als 150 Millionen Tonnen Plastikmüll sind es. Und jedes Jahr kommen viele Tonnen hinzu. So, wie alle Wege sprichwörtlich nach Rom führen, führen leider tatsächlich fast alle Wege unkontrollierten Mülls ins Meer. Welche Eintrittswege nutzt der Müll und was können wir gegen diese Verschmutzung tun?
Denken wir an Meeresmüll und dessen Eintrittswege, entstehen bereits erste Bilder in unseren Köpfen. Unser inneres Auge sieht vermüllte Strände, an Ufern treibende Plastikflaschen und die – mittlerweile fast schon normalen – Zigarettenkippen im Sand. Strandabfälle, wie Plastikflaschen, Tüten und Zigarettenkippen, können tatsächlich ganz schnell im Meer landen. Diese Gegenstände werden oft vom Wind getragen oder von Wellen in den Ozean gespült.
Um die Verschmutzung durch Strandmüll zu verhindern, ist es wichtig, Menschen weltweit – sowohl Tourist:innen als auch lokal Ansässige – über die Auswirkungen der Vermüllung auf die Umwelt und Gewässer und die Bedeutung einer ordnungsgemäßen Abfallentsorgung aufzuklären. Die Verwendung biologisch abbaubarer und umweltfreundlicher Produkte kann ebenfalls hilfreich sein. Ob Bananenblätter zum Einschlagen eines Snacks oder wiederverwendbare Trinkflaschen – Einwegmüll lässt sich oftmals einfach vermeiden. Ist der Müll allerdings schon da, können regelmäßige Cleanups auch dazu beitragen, Müll zu entfernen und zu verhindern, dass er in den Ozean gelangt. Diese Cleanups müssen nicht immer im großen Stil organisiert werden. Ein Mini-Cleanup klappt auch ganz allein: Ein bewusster Strand-Spaziergang mit dem Ziel, nur fünf Abfallprodukte vom Strand zu sammeln und sie im nächsten Mülleimer zu entsorgen, sorgt ganz leicht dafür, dass fünf Produkte weniger im Meer landen könnten!
Doch leider gehören auch Deponien und wilder Müll zu den wichtigsten Quellen der Meeresverschmutzung. In vielen Ländern fehlen geeignete Strukturen, um Müll zu sammeln und fachgerecht zu entsorgen. Über Wind, Flüsse, schlecht angelegte Deponien, fehlendes Abwassermanagement und mehr gelangt Plastikmüll mitunter in ganzen Strömen ins Meer. Leider machen Kriminelle Millionengeschäfte mit illegalen Müllhalden – auch mitten in Deutschland!
Die Meeresbelastung durch solche Deponien kann verringert werden. Dafür ist es besonders wichtig, die Öffentlichkeit für die Auswirkungen des Mülls auf die Umwelt zu sensibilisieren. Denn dies kann wiederum einen nachhaltigen Beitrag zur Verringerung der gesamten Abfallmenge leisten. Weniger Müll im Allgemeinen führt zu weniger Müll im Meer! Darüber hinaus können im zweiten Schritt strengere Gesetze und Strafen illegale Müllentsorgungen verhindern und eine ordnungsgemäße Abfallentsorgung fördern. Die Entwicklung und Umsetzung effektiver Abfallbewirtschaftung, die die Reduktion von Müll, die Wiederverwendung und das Recycling sowie die sichere Entsorgung priorisieren, kann auch dazu beitragen, die Verschmutzung durch Deponien zu reduzieren. Das Problem falscher und illegaler Müllentsorgung betrifft uns alle. Auch in Deutschland! In Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern fanden Behörden Tausende Tonnen Müll, teils aus Haushalten, teils aus der Industrie – illegal abgeladen und meterhoch. Nur durch aufmerksame Mitbürger:innen konnte diese illegale Deponie im Februar 2020 aufgedeckt werden. Das zeigt, wie wichtig es sein kann, aufmerksam und informiert zu sein!
Doch nicht nur Privatpersonen mit ihren Haushaltsabfällen sind verantwortlich für die Gesamtmenge an Müll. Im Gegenteil: Laut Umweltbundesamt liegt der Anteil der Haushaltsabfälle bei knapp 12 % aller in Deutschland anfallenden Abfälle. Industrien produzieren den größten Anteil an Müll. Diese Industrieabfälle können zudem auch noch gefährliche Chemikalien und Schadstoffe enthalten, die sogar noch erheblichere Auswirkungen auf das Meeresleben und das Ökosystem haben können als gängiger Haushaltsmüll. Die Schifffahrt macht einen großen Anteil dieser Verschmutzung seitens der Industrie aus. Achtlos im Meer entsorgte Fischerei-Netze, sogenannte Geisternetze, tragen erheblich zur Meeresverschmutzung bei. Geisternetze machen nach neuesten Studien zwischen 30 und 50 Prozent des Meeresplastiks aus! Da Tiere sich in ihnen verfangen oder sie als Nahrung aufnehmen und daran verenden können, stellen Geisternetze für viele Arten eine Bedrohung dar. Darüber hinaus können Schiffscontainer und andere Ausrüstung von Schiffen fallen und im Ozean landen und so zu einer Bedrohung für Meereslebewesen werden.
Strengere Vorschriften für den Umgang mit Industrie- und dabei vor allem Schifffahrtsabfällen festzulegen sowie nachhaltigere Kraftstoffe und Technologien wie Wasseraufbereitungssysteme zu fördern stellen wichtige Möglichkeiten dar, die Verschmutzungen dieser Art zu verringern. Diese Maßnahmen sollten dann auch eine verstärkte Überwachung und Inspektion von Schiffen mit sich bringen, um die Einhaltung entsprechender Umweltvorschriften sicherzustellen.
Ein weiterer Teil der Abfallbelastung in den Meeren ist auch das Abwasser: Wird es unbehandelt in den Ozean eingeleitet, kann es ebenfalls dafür verantwortlich sein, schädliche Chemikalien und Schadstoffe in die Meere zu leiten.
Um diese Gefahr zu verkleinern, ist es wichtig, Kläranlagen so auszubauen, dass das gesamte Abwasser erst behandelt und verarbeitet werden kann, bevor es letztlich in den Ozean eingeleitet wird. Dafür sollten dann entsprechende Durchführungsverordnungen und Leitlinien für die ordnungsgemäße Behandlung und Entsorgung von Abwasser, insbesondere für Küstengebiete, erstellt und die Einhaltung dieser Verordnungen regelmäßig kontrolliert werden. Ergänzend können allgemeine Wassersparmaßnahmen zur Verringerung der anfallenden Abwassermenge vergleichsweise unkompliziert und niedrigschwellig dazu beitragen, Abwasserverschmutzung zu verringern.
Müll im Ozean ist ein wachsendes Umweltproblem, das unbedingt Aufmerksamkeit erfordert. Um dieses Problem anzugehen, bedarf es einer Zusammenarbeit von Regierungen, Industrien und Einzelpersonen. Das muss zügig passieren, denn die Uhr tickt.
Was uns dabei helfen kann? Daten: Daten zur Zusammensetzung von Müll im Meer, Daten zu den Verursacher:innen dieses Mülls, Daten zu Verbreitungswegen des Abfalls auf seiner Reise bis zur Endstation Meer sowie Daten zur Auswirkung der Einführung von Gesetzen und Regeln, wie zum Beispiel Einwegplastik-Verbote. All solche Daten könnten helfen, die Effektivität solcher Maßnahmen zu messen und weitere Handlungsempfehlungen gegen die Meeresverschmutzung abzuleiten.
Mit PlasticObs+ wollen wir diese große Datenlücke schließen. Indem wir mit Kameras ausgestattete Drohnen und Flugzeuge in Küstengebieten einsetzen, um Luftaufnahmen von Müll mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz zu analysieren, wollen wir in Zukunft ebendiese Daten der Öffentlichkeit zugänglich machen. Das ist unser großes Ziel und unser Beitrag für den Umweltschutz.
Künstliche Intelligenz im Einsatz für die Umwelt. Das ist PlasticObs+.
Quellen
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Katsanevakis, S., Pergantis, S. A., Sourbes, L., & Coppola, F. (2020). Meeresmüll von Schiffen: Eine globale Überprüfung. Marine Pollution Bulletin, 157, 111273.
Lusher, A. L., McHugh, M., & Thompson, RC (2013). Vorkommen von Mikroplastik im Magen-Darm-Trakt von pelagischen und Grundfischen aus dem Ärmelkanal. Marine Pollution Bulletin, 67(1-2), 94-99.
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Wilke, S. (2013). Abfallaufkommen. Umweltbundesamt. https://www.umweltbundesamt.de/daten/ressourcen-abfall/abfallaufkommen#deutschlands-abfall
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Weltgesundheitsorganisation. (2018). Wasserhygiene und -hygiene zur Beschleunigung und Aufrechterhaltung des Fortschritts bei vernachlässigten Tropenkrankheiten: eine globale Strategie 2015–2020. https://www.who.int/water_sanitation_health/publications/wash-and-ntd-strategy/en/
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