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AutorenbildGizem Bulut

Ist Bioplastik gutes Plastik?

Kunststoffe auf Pflanzenbasis haben in den letzten Jahren als umweltfreundlichere Alternative zu herkömmlichen Kunststoffen an Popularität gewonnen. Sie bieten zwar Umweltvorteile, aber es stellt sich die Frage, ob sie für die menschliche Gesundheit sicherer sind als herkömmliche Kunststoffe. Insbesondere wurden Bedenken hinsichtlich der potenziellen Toxizität von Chemikalien in Biokunststoffen geäußert. Ist Bioplastik wirklich besser als herkömmliches Plastik?

*Toxizität = Giftigkeit

Was sind Biokunststoffe?


Biokunststoffe (oder Bioplastik) sind Kunststoffe, die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden und biologisch abbaubar sind. Diese Rohstoffe können durch chemische Prozesse in Polymere umgewandelt werden, die als Ausgangsmaterial für Biokunststoffe dienen. Dabei gibt es verschiedene Arten von Biokunststoffen, die aus ganz unterschiedlichen Rohstoffen, z. B. Stärke, Cellulose oder Zucker, hergestellt werden können. Im Gegensatz zu herkömmlichen Kunststoffen, die auf Erdöl basieren und sich nur sehr langsam oder gar nicht abbauen, kann Bioplastik unter bestimmten Bedingungen durch Mikroorganismen zersetzt werden.



Einige Biokunststoffe werden auch als "biobasierte" Kunststoffe bezeichnet, da sie zwar aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden, aber nicht zwangsläufig biologisch abbaubar sind. Andere Biokunststoffe, die als "biologisch abbaubare" Kunststoffe bezeichnet werden, können (nur) unter bestimmten Bedingungen wie Feuchtigkeit, Wärme und Mikroorganismen abgebaut werden.


Was die chemische Zusammensetzung betrifft gelten Biokunststoffe und pflanzliche Werkstoffe im Allgemeinen als sicherer als herkömmliche Kunststoffe. Das liegt daran, dass sie nicht aus Erdöl, sondern aus nachwachsenden Rohstoffen wie Maisstärke, Zuckerrohr und Kartoffelstärke hergestellt werden. Daher enthalten sie in der Regel weniger schädliche Chemikalien wie Bisphenol A (BPA) und Phthalate.


Herkömmliche Kunststoffe werden aus Petrochemikalien hergestellt, die giftige Chemikalien in die Umwelt freisetzen und die menschliche Gesundheit gefährden können. BPA beispielsweise, das bei der Herstellung einiger Kunststoffe verwendet wird, wurde mit verschiedenen Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht, darunter Krebs und Entwicklungsprobleme bei Kindern.



Petrochemikalien = chemische Produkte aus Erdgas oder Erdöl


Biokunststoffe können in vielen Bereichen eingesetzt werden, die herkömmliches Plastik bisher dominiert hat, wie beispielsweise Verpackungen, Einweggeschirr, Agrarfolien, Textilien und medizinische Produkte. Dabei bieten sie gegenüber herkömmlichen Kunststoffen mehrere Vorteile:


Vorteile für die Umwelt

Biokunststoffe werden aus erneuerbaren Ressourcen wie Mais, Zuckerrohr und Stärke hergestellt, die in der Regel biologisch abbaubar sind. Das bedeutet, dass sie von Mikroorganismen in der Umwelt abgebaut werden können, wodurch die Abfallmenge auf Deponien und in den Ozeanen über Jahrhunderte hinweg reduziert wird.


Geringere Kohlenstoffemissionen

Die Herstellung herkömmlicher Kunststoffe ist energieintensiv und basiert auf fossilen Brennstoffen, was zu den Treibhausgasemissionen beiträgt. Im Gegensatz dazu werden Biokunststoffe und Materialien auf pflanzlicher Basis aus erneuerbaren Ressourcen hergestellt, was dazu beitragen kann, den CO2-Fußabdruck der Produktion zu verringern.


Gesteigerte Nachfrage

Da sich die Verbraucher:innen der Umweltauswirkungen von Kunststoffabfällen immer stärker bewusst werden, steigt die Nachfrage nach nachhaltigen Alternativen. Bioplastik bietet eine umweltfreundliche Option, die umweltbewusste Verbraucher:innen ansprechen kann. Außerdem gelten Biokunststoffe im Allgemeinen als gesünder für den menschlichen Körper als herkömmliche Kunststoffe.


Aber sind Biokunststoffe auch weniger giftig als herkömmliche Kunststoffe?


Nicht wirklich. In-Vitro-Studien haben gezeigt, dass Biokunststoff-Produkte eine ähnliche Toxizität (Giftigkeit) wie herkömmliche Kunststoffprodukte aufweisen. In der einer Studie der Goethe-Universität Frankfurt wurden 43 verschiedene Kunststoffprodukte untersucht, darunter Einwegbesteck, Süßigkeitenverpackungen und Getränkeflaschen. Achtzig Prozent der Produkte enthielten mehr als 1.000 verschiedene Chemikalien; einige von ihnen sogar bis zu 20.000. Oftmals war die Toxizität aber von Produkt zu Produkt sehr unterschiedlich – trotz gleicher Materialien. Eine Plastiktüte aus Bio-Polyethylen kann demnach ganz andere giftige Stoffe enthalten als Sektkorken aus dem selben Material.


Keine perfekte Alternative


Um sicherzustellen, dass Biokunststoffe für die menschliche Gesundheit und die Umwelt unbedenklich sind, müssen durchaus noch weitere Studien durchgeführt werden. Im Vergleich zu herkömmlichen Kunststoffen scheinen Biokunststoffe grundsätzlich sicherer und umweltfreundlicher zu sein. Es muss jedoch unbedingt sichergestellt werden, dass bei der Herstellung dieser Materialien keine giftigen Chemikalien verwendet werden, die die menschliche Gesundheit gefährden könnten. In-Vitro-Studien liefern erste Hinweise, reichen aber nicht aus, um die Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt umfassend zu bestimmen. Bislang sind die genauen Auswirkungen von Kunststoffchemikalien auf Mensch und Umwelt noch unbekannt. Ob die Alternativen zu Biokunststoffen und konventionellen Kunststoffen besser für uns und unsere Umwelt sind, ist ebenfalls noch ungewiss. Daher sind weitere Studien erforderlich, die die Risiken von Kunststoffen und ihren Alternativen bewerten.


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